Noch vor wenigen Jahren wurden Dashcams als Spielerei degradiert.
Das lag auch daran, dass die Gerichte Dashcam Aufnahmen als unzulässiges Beweismittel gesehen haben.
Grund dafür ist das strenge deutsche Datenschutzrecht.
Mittlerweile hat auch hier ein Umdenken der Gerichte stattgefunden.
Man hat erkannt, dass Dashcams die Aufklärung von Unfällen deutlich erleichtern können.
Das Problem: bei einem Unfall kann die Schuldfrage oft nur dann geklärt werden, wenn Zeugen anwesend sind. Ohne Zeugen entscheiden Versicherungen und Gerichte nur nach Sachlage oder Indizien.
Ein Wildunfall wird dann schnell mal als überhöhte Geschwindigkeit abgetan. Pech für den Fahrer.
Wenn eine Dashcam juristisch korrekt eingesetzt wird, wird die Aufnahme mittlerweile aber oft als Videobeweis anerkannt.
In unserem heutigen Beitrag beleuchten wir nicht nur die Vorteile und Nachteile einer Dashcam, sondern auch die Rechtslage.
Bei Dashcams existieren unterschiedliche Bauformen und Befestigungsmöglichkeiten.
Die einfachste und bekannteste Variante ist das Befestigen der Dashcam an der Windschutzscheibe. Dies geschieht üblicherweise mittels Saugnapf oder mit doppelseitigem Klebepad. Auch die Montage an der Rückspiegelhalterung ist möglich.
Dieses Konzept kennt man auch von klassischen Navigationssystemen oder einer Handyhalterung.
Einen spannenden Ansatz verfolgt die AZDOME AR09 Dashcam.
Diese wird als Rückspiegel montiert und verwendet. Man kann diese Dashcam dann unterhalb des regulären Rückspiegels montieren oder aber als Ersatz.
Dazu verwendet die Dashcam zwei Kameras: eine Kamera zeigt nach vorn und zeichnet auch nach vorn auf, also in Fahrtrichtung. Die zweite Kamera wird im Heck des Fahrzeugs montiert.
Sie dient also auch als Rückfahrkamera, kann aber auch das Unfallgeschehen hinter einem Fahrzeug aufzeichnen. Der Ansatz ist deswegen spannend, weil es drei Eigenschaften kombiniert: Dashcam, Rückspiegel und Rückfahrkamera. Besonders für Vielfahrer wie LKW Fahrer kann eine Dashcam interessant sein.
Neben der wichtigen Funktion einer Dashcam zur Aufzeichnung von Unfällen und besonderen Verkehrsereignissen gibt es inzwischen auch Navigationsgeräte für LKW, die eine integrierte Dashcam bieten und so Navigation und Sicherheit in einem Gerät vereinen.
Die Auflösung einer Dashcam-Kamera hat wesentliche Auswirkungen auf die Detailgenauigkeit der Aufnahme.
Im Falle eines Unfalls kann dies also den Unterschied zwischen einem verwertbaren Beweis und einer untauglichen Aufnahme ausmachen. Auf dem Schaubild kann man gut erkennen, dass bei einer geringen Kamera-Auflösung einer billigen oder veralteten Dashcam kaum etwas zu erkennen ist. Gerade dann, wenn es auf Details wie KFZ-Kennzeichen ankommt, kann genau diese Eigenschaft entscheidend sein.
Allerdings bedeutet eine höhere Auflösung neben einem erhöhten Stromverbrauch auch einen höheren Bedarf von Speicherplatz auf dem Dashcam Speicher. Den Stromverbrauch kann man in einem Auto / LKW jedoch vernachlässigen, da die KFZ Batterie in der Regel über ausreichend Kapazität verfügt. Hinzu kommt, dass die Lichtmaschine die Batterie ohnehin regelmäßig lädt.
Höhere Auflösungen helfen allerdings dabei, bei schnellen Bewegungen eine scharfe und flüssige Aufnahme zu ermöglichen. Niedrige Auflösungen wirken schnell verschwommen, wenn die Bewegungen zu schnell sind (z. B. bei höheren Geschwindigkeiten). Auf Auflösungen unterhalb von Full HD (1080p) sollte daher verzichtet werden.
Auflösung | Eigenschaften |
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Full HD (1080p) | Ausreichend für klare Bilder und Details wie Kennzeichen und Gesichter bei Tageslicht |
Quad HD (1440p) | Höhere Detailgenauigkeit als Full HD, mehr Klarheit bei schlechten Lichtverhältnissen |
4K Ultra HD (2160p) | Sehr scharfe und flüssige Aufnahmen, spezielle bei schnellen Bewegungen und hohen Geschwindigkeiten |
Wenn es zu einem Unfall kommt, musst du irgendwie an die Aufnahme herankommen.
Die häufigste Methode der Datenspeicherung ist eine klassische SD Karte, die einfach in die Dashcam hinein gesteckt wird. Diese kann dann ebenso einfach wieder entfernt und über Computer / Laptop ausgelesen werden. Einfacher ist es, die SD Karte in der Kamera zu belassen und die Kamera mittels USB Kabel mit einem Computer zu verbinden.
Beide Methoden sind aber vergleichsweise unpraktisch, zumal nicht mehr in jedem Haushalt ein klassischer Computer zu finden ist.
Moderne Dashcams verfügen daher über die Möglichkeit, sich mittels Dashcam Smartphone-App in Verbindung mit WLAN / Bluetooth mit der Kamera zu verbinden. Dies ist sehr einfach und geht schnell. Ein Smartphone dürfte heutzutage in jedem Haushalt vorhanden sein.
Hochwertige Dashcams verfügen zudem über die Möglichkeit, die Daten in einem Dashcam Aufnahme Cloud Speicher zu speichern. So hat man immer ein Backup der Daten und kann von überall aus darauf zugreifen.
Manche Dashcams verfügen über ein Display, über das die Aufnahmen direkt an der Dashcam betrachtet werden können.
Dashcams tragen zur Sicherheit bei, indem sie kritische Situationen im Straßenverkehr dokumentieren und als Beweismittel dienen können. Ergänzend dazu bieten GPS-Tracker fürs Auto eine zusätzliche Schutzebene, da sie den Standort des Fahrzeugs jederzeit verfolgen und bei Diebstahl eine schnelle Wiederbeschaffung unterstützen. Zusätzlich speichern solche GPS Tracker die gefahrenen Wegstrecken und die gefahrene Geschwindigkeit. So kannst du im Zweifel bei einem Unfall einen zusätzlichen Nachweis über deine Geschwindigkeit erbringen. Das kann gerade dann besonders wertvoll sein, wenn die Dashcam Aufnahme vor Gericht nicht anerkannt wird.
Bei Amazon starten die Preise für eine Dashcam bei rund 15 EUR. Allerdings bekommt man für dieses Geld nur eine Billig-China Cam. Qualität, Funktionsumfang und Zuverlässigkeit darf man hier nicht erwarten. Auf Alibaba findet man eine ähnliche Preisgestaltung. Da ein brauchbares und gerichtsverwertbares Beweismittel im Falle eines Unfalls bares Geld wert sein kann, sollte man bei einer Dashcam nicht unbedingt am falschen Ende sparen. Zu den bekanntesten Marken gehören Nextbase, Garmin, Transcend, Azdome, Kenwood und Pioneer. Vergleicht man diverse Bewertungen im Internet stellt sich schnell heraus, dass Nextbase in Sachen Preis-Leistungsverhältnis die Nase vorn hat. Hier eine kleine Auswahl verschiedener Marken und Preisklassen. Für die genannten Links und Erwähnungen erhalten wir übrigens keine Vergütung und auch keine Provision.
Hersteller | Modell | Besonderheit | Aktueller Preis | Link |
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Azdome | PG17 4K | Rückspiegel Dashcam, Display, 4K, GPS, 2 Kameras | ca. 130 EUR | Link zum Produkt |
Nextbase | Dashcam 222 | Full HD, Cloud-Speicher kostenlos, Parkmodus | ca. 110 EUR | Link zum Produkt |
Pioneer | VREC-Z710SH | Full-HD, Nachtsicht, WLAN, GPS | ca. 170 EUR | Link zum Produkt |
Vantrue | N4 PRO 3 HDR 4K | 4K, HDR, WLAN, 360° Blickwinkel, GPS, Kamera für hinten | ca. 330 EUR | Link zum Produkt |
Garmin | X310 | 4K, GPS, Galileo | ca. 400 EUR | Link zum Produkt |
Wie so oft ist es eine Frage des Geldbeutels. Wenn wir heute (Stand 15.11.2024) eine Kaufentscheidung treffen müssten, würden wir uns für die Azdome PG17 4K Dashcam entscheiden. Warum? Mit rund 110 EUR ist sie günstig, aber nicht billig. Die Azdome Dashcam verfügt über eine Frontkamera und eine Heckkamera und ermöglicht so die Aufzeichnung des Unfallgeschehens auch hinter dem Fahrzeug. Das ist besonders spannend für die Beweisführung bei Auffahrunfällen. Mit einer 4K Kamera sind klare und flüssige Aufnahmen gewährleistet. Spannend ist hier, wie bereits erwähnt, das Konzept: Verwendung und Einbau als Rückspiegel. Auch die Vantrue N4 PRO 3 HDR 4K Dashcam mit 4K, HDR, WLAN, 360° Blickwinkel, GPS und Kamera für hinten ist sehr spannend, mit rund 330 EUR nur eben kein Schnäppchen und nichts für den schmalen Geldbeutel.
Dashcam-Aufnahmen können in Deutschland unter bestimmten Bedingungen als Beweismittel zugelassen werden. Dies gilt insbesondere seit dem Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) von 2018 (Az. VI ZR 233/17).
Das Gericht entschied, dass Dashcam-Aufnahmen zulässig sein können, wenn sie zur Aufklärung eines Unfalls beitragen. Paradox ist, dass Dashcam-Videos auch dann zulässig sein können, wenn dabei gewisse Datenschutzinteressen verletzt werden. Hintergrund ist, dass Gerichte eine Interessenabwägung durchführen. Das bedeutet, dass Gerichte prüfen, welches Rechtsgut wichtiger ist: die Wahrheitsfindung oder der Schutz der Privatsphäre.
So hat z. B. das Landgericht Aachen mit seinem Urteil vom 6. Juli 2023, Az. 12 O 398/22 ebenfalls entschieden, dass die Verwertung von Dashcam-Videos als Beweismittel zulässig ist. Das Landgericht Mühlhausen ist mit seinem Urteil vom 12. Mai 2020, Az. 6 O 486/18 anderer Meinung: Dashcam-Aufzeichnungen sind ohne Einwilligung der betroffenen (also der gefilmten) Personen generell nicht als Beweismittel verwertbar. Begründet wird dies vom LG Mühlhausen mit der Aussage, dass das BGH Urteil ("Erlaubnis der Verwertung von Dashcam Aufnahmen") vor Inkrafttreten der DSGVO gesprochen wurde. Die DSGVO würde das BGH Urteil also de facto unwirksam machen. Das BGH Urteil sei dann also nicht mehr anwendbar.
Man erkennt, dass die Gerichte durchaus unterschiedlicher Meinung sein können. Allerdings ist eine Tendenz der Gerichte erkennbar, dass Dashcam-Aufnahmen vor dem Hintergrund der Beweisnot immer häufiger berücksichtigt werden.
Je nach Modell und Funktionsumfang erkennen Dashcams Unfälle und besondere Ereignisse durch eingebaute G-Sensoren (Beschleunigungssensoren) und manchmal durch Bewegungserkennung. Auch eine manuelle Speicherung beim Betätigen einer Taste ist meist möglich. Hintergrund ist, dass eine Dashcam keine permanente Aufzeichnung erlauben sollte, um die rechtlichen Rahmenbedingungen zu erfüllen. Deswegen speichert eine Dashcam die Videos in Form von kleinen Segmenten, meist zwischen 1-5 Minuten. Im Loop Modus wird dann immer die älteste Datei überschrieben. Durch die Unfall - und Ereigniserkennung wird dann das betreffende Segment markiert und nicht gelöscht, so dass das beweisrelevante Segment erhalten bleibt.
Wie etwas weiter oben bereits erwähnt, erfolgt die Befestigung einer Dashcam an der Windschutzscheibe meist mit einem Saugnapf oder mit doppelseitigem Klebepad. Auch an der Rückspiegelhalterung kann eine Dashcam fest montiert werden. Das Befestigen ist also sehr einfach und auch für ungeübte Menschen kein Problem. Fachwissen oder spezielles Werkzeug ist dafür nicht erforderlich. Die Stromversorgung erfolgt meist über den Zigarettenanzünder Stecker. Allerdings baumelt dann immer ein Kabel herum, was manche Menschen als störend oder unschön empfinden. Üblicherweise befindet sich dafür ein 12-24V Adapter im Lieferumfang. So kann die Dashcam nicht nur in PKW montiert werden, sondern auch in einem LKW. Wer sich etwas mehr Mühe geben und das Kabel verstecken möchte, kann das Kabel auch unter das Amaturenbrett verlegen und direkt an das Bordnetz anschließen. Vorteil: keine sichtbaren Kabel, Nachteil: hoher Aufwand. Grundsätzlich kann auch jede KFZ Werkstatt einen solchen Einbau vornehmen. Bei ATU kostet der Einbau-Service für die Nextbase-Dashcams z. B. 49,99 EUR (Stand: November 2024). Allerdings musst du deine Nextbase-Dashcam dann auch bei ATU kaufen. Der Zeitaufwand wird von ATU mit maximal 30 Minuten angegeben. Preislich sind rund 50 EUR völlig in Ordnung und auch andere Werkstätten dürften davon nicht nennenswert abweichen.
Vorteile | Nachteile |
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Beweissicherung bei Unfällen | Datenschutzproblematik (DSGVO) |
Schutz vor Betrug | Anschaffungskosten |
Sicherheit im Parkmodus | Ablenkung im Straßenverkehr (z. B. bei manueller Auslösung per Knopfdruck) |
Fahrverhalten analysieren | Hoher Speicherverbrauch |
Sehr einfacher Einbau auch für Laien | Manchmal kostenpflichtiger Cloud Speicher erforderlich |
Automatische Unfallerkennung | Unterschiedliche Anerkennung der Aufnahmen als Beweismittel durch Gerichte |
Eine Dashcam kann wertvolle Beweismittel liefern, indem sie Verkehrsvorgänge aufzeichnet und damit im Falle eines Unfalls als Videobeweis dient. Die Rechtslage hat sich auch hier in Deutschland weiterentwickelt, und unter bestimmten Bedingungen sind Dashcam-Aufnahmen mittlerweile zulässig. Besonders hilfreich sind sie bei Streitigkeiten um Schuldfragen, etwa beim Abbiegen, an Zebrastreifen oder bei unerwartetem Bremsen anderer Fahrzeuge. Datenschutz bleibt jedoch ein zentrales Thema, und du solltest darauf achten, rechtlich zulässige Aufnahmen zu speichern, aber eben nicht dauerhaft. Moderne Modelle bieten oft zusätzlich Komfortfunktionen, die den Einsatz im Alltag erleichtern.